Station 6
Küferscheune
Brauer brauchen Bierfässer. Und das Holzfass ist einer der ältesten Vorratsbehälter für Getränke, nach der Amphore und dem Schlauch aus Tierbälgen. In der Bierstadt Hallenberg bildete sich daher schon im 17. Jahrhundert eine Zunft der Küfer (auch Böttcher oder Fassbinder genannt). Dies „zur Vermeidung einer übermäßigen Konkurrenz und des Übelstandes, auch unqualifizierte Subjekte als Meister unter sich dulden zu müssen“, wie der Chronist schreibt.
Und der Bedarf an Bierfässern war groß: An die hundert brauberechtigte Bürger gaben sich im alten städtischen Brauhaus die Klinke in die Hand. Und jeder Brauvorgang erzeugte die stattliche Menge von gut 1500 Litern Bier. Wenn jeder Brauberechtigte auch nur einmal im Jahr braute, wurden also übers Jahr Fässer für 150.000 Liter Bier benötigt. Ein Fass fasste damals „ein Ohm“, das waren 135 Liter, macht 1100 Bierfässer. Die Fässer konnten bis zu viermal wiederbefüllt werden, bevor sie „außer Rand und Band“ waren, also ersetzt oder zumindest repariert werden mussten. Wir können also annehmen, dass in den Auftragsbüchern der Hallenberger Fassbinder rd. 275 Fässer pro Jahr standen, die hergestellt oder erneuert werden mussten.
Die letzte Hallenberger Küferei produzierte seit 1893 hier in dieser Scheune. Doch mit dem Aufkommen der Metallfässer war das Holzfass erledigt. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts musste der letzte Hallenberger Küfer den Betrieb einstellen und Bandhaken und Spundlochbohrer an den Nagel hängen.



